Allgemeine Informationen
Die Leishmaniose zählt im Mittelmeerraum zu einer der häufigsten Infektionskrankheiten und fällt bei infizierten Hunden unter die sogenannten Reisekrankheiten. Sicherlich hat der ein oder andere schon einmal etwas von dem „Mittelmeerprofil“ gehört. Eine Blutuntersuchung für Hunde, die aus dem Ausland importiert wurden oder als Reisebegleitung im Ausland waren. Doch die Leishmaniose wurde auch schon bei Hunden nachgewiesen, die niemals Deutschland verlassen haben, was darauf hindeutet, dass die Leishmaniose auch in Zentraleuropa angekommen ist. Nährboden dafür bietet der Klimawandel, denn auch Zentraleuropa bietet den Überträgern – der Sandmücke – mittlerweile gute Lebensbedingungen.
Kann eine Infektion mit Leishmanien beim Menschen gut behandelt und vollständig geheilt werden, steht infizierten Hunden ein langer Leidensweg bevor, der ohne Behandlung tödlich endet.
Lissys Geschichte
Als wir Lissy, die ursprünglich aus Griechenland stammte, im Juni 2018 bei uns aufgenommen haben, lebte sie bereits 1 Jahr in Deutschland. Trotz ihrer ängstlichen und zurückhaltenden Art, bemerkten wir, dass etwas mit ihr nicht stimmen konnte. Der Tierarzt empfahl uns das Mittelmeerprofil, was eine Infektion mit Leishmanien und Babesien ergab. Da die einschlägigen Symptome (Blutarmut, Haut- und Nierenentzündungen, Fieber, Gelbsucht etc.) fehlten, entschlossen wir uns für die weitere Beobachtung. Engmaschige Kontrollen folgten und wir waren sehr froh, dass Lissy fast 2 Jahre ein „ganz“ normales Hundeleben führen durfte. Sie hatte während dieser Zeit immer mal wieder mit Durchfall zu kämpfen, aber nach einer Futterumstellung mit paralleler Darmsarnierung ging es ihr wieder gut.
Ausbruch und Therapie der Leishmaniose
Im Frühjahr 2020 ist die Leishmaniose dann das erste Mal ausgebrochen. Alles ging rasend schnell. Wir stellten Abgeschlagenheit, Apathie und Appetitlosigkeit fest, als Lissy dann beim Spaziergang einfach umgefallen ist, haben wir nicht bis zum geplanten Tierarzttermin am nächsten Tag gewartet. Wir sind sofort mit ihr in die Tierklinik gefahren, wo sie mit einem Tropf stabilisiert wurde. Doch der Erfolg blieb aus und starker blutiger Durchfall mit Erbrechen kamen dazu. Die Nierenwerte waren bereits so schlecht, dass uns nur noch der Weg zu den Infektionsspezialisten blieb. Und so wurde Lissy Anfang Juli 2020 stationär in der Tierklinik/Infektiologie der LMU in München aufgenommen, da wir zu dieser Zeit noch dort lebten. Nach eingehender Anamnese folgte eine Therapie mit dem leishmaniziden Medikament Glucantime für 28 Tage und Allopurinol als Dauermedikation, gleichzeitig wurde das Futter auf purinarme Kost umgestellt und Lissy über den Tropf mit Nährstoffen und Flüssigkeit versorgt.
Lissy dort abgeben zu müssen, hat uns das Herz gebrochen, blieb aber alternativlos. Sie hatte nur diese eine Chance, da sie oral nichts mehr aufnehmen wollte, nicht mal mehr Wasser. Es folgten Tage des Bangens, Abstimmungen mit den behandelnden Ärzten, bibbern und hoffen von Tag zu Tag.
Glückliches Ende
Wir wurden belohnt. Nach einigen Tagen stabilisierten sich Lissys Nierenwerte und nach einer Woche fing sie endlich wieder an zu fressen. Wir waren überglücklich, auch wenn sie nur noch Haut und Knochen war, das kann sie schließlich schnell wieder aufholen. Fünf Kilogramm hatte die Kleine in dieser Zeit verloren. Nach einer Woche haben wir sie dann auch das erste Mal wieder in unsere Arme schließen dürfen und sie von da an jeden Tag besucht.
Nach 14 Tagen konnte Lissy wieder nach Hause und die weitere Therapie mit Glucantime und unterstützenden Infusionen für 14 Tage in der Tierklinik vor Ort ambulant fortgesetzt werden. Das Allopurinol konnten wir von da an selbst verabreichen. Es dauerte einige Wochen bis sich unsere Maus von den Strapazen der Behandlung wieder erholt hatte, an Gewicht zulegte und wieder die „alte“ Lissy wurde. Vor allem Ruhe und ein stabiles Umfeld haben ihre Genesung unterstützt.
Das sich die Niere wieder erholt hat, haben wir erst im Dezember 2020 erfahren. Solange brauchte der Körper für die Rekonvaleszenz. Lissys Blutwerte sind wieder im Normalbereich, doch sie leidet sehr unter der Gabe von Allopurinol, dass den Leishmanien dauerhaft die Nahrungsgrundlage entziehen soll. Hier passen wir die Dosierung regelmäßig an und ergänzen die Therapie mehrmals im Jahr mit Domperidon, was für eine stärkere Immunabwehr sorgen soll. Auch Kristalle in der Harnblase und Niere sind Folge der dauerhaften Allopurinol Therapie. Jedoch gibt es aktuell für Lissy leider keine Alternative. Hochwertiges purinarmes Futter, Öle, Vitamine, der Aufbau und der Erhalt einer gesunden Darmflora und homöopathische Medikamente sind ergänzende Maßnahmen, mit denen wir Lissy unterstützen. Ebenso wichtig ist die gute Beratung durch einen Infektionsspezialisten, in enger Abstimmung mit dem Haustierarzt. Hier können wir die Infektionssprechstunde der LMU in München empfehlen, die auch als Telesprechstunde durchgeführt wird.
Diese Leishmaniose – Schlacht hat Lissy gewonnen, aber erfahrungsgemäß rechnen die Spezialisten mit einem Schub pro Jahr. Im Mai 2021 ist unsere Pointer-Maus 6 Jahre alt geworden und wir hoffen sehr, dass sie ihr erstes richtiges Zuhause und das Leben in einer Familie noch sehr lange genießen kann.
Eure Mandy
Im Juli 2021